Home

Asien 2010/11

  Wieder Daheim

  Villa Polska an der Ostsee

  Via Baltika

  Hongkong-Philippinen

  Jinghong-Yuanyang

  Kunming-Lijiang-Shangrila

  Jinghong-Yuanyang

  L. Prabang bis L. Namtha

  Nong Khai bis Vang Vieng

  Phitsanulok bis Den Sai

  Ende unserer Rucksackreise

  Bangkok, Südthailand

  Kochin, Nattika Beach

  Hampi, Bangalore, Mysore,...

  Goa

  Rajasthan

  Khajuraho, Taj Mahal

  Varanasi

  Kathmandu

  Annapurna

  Singapur

  Kuta

  Padangbai, Upud,...

  Gilli & Lombok

  Kuta - Amed

Südamerika 2007/08

Unser Diavortrag

Reiseroute

Tracks

Backpacker IT

Benachrichtigungen

Impressum

Tagebuch der Asienreise von Anne und Martin
Jinghong-Reisterrassen von Yuanyang
 
Mit großer Spannung nähern wir uns am 26. März der chinesischen Grenze bei Mohan. Hinter einer letzten laotischen Kurve ragen plötzlich Hoteltempel und Casinos der Grenzstadt Boten in die Höhe. Wir sind völlig überrascht von diesem Anblick, denn keines der Häuser, die wir in einem Monat Laos gesehen haben, bestand aus mehr als drei Stockwerken. Wir verprassen unsere letzten Kip und holen uns danach einen „Used-Stempel“ beim laotischen Zollmenschen ab.
Quasi schon ausgereist und gedanklich von Süd-Ost-Asien verabschiedet, pfeift uns ein laotischer Grenzbeamter zurück und lässt uns an einem kleinen Machtspiel namens Schikane teilhaben. Bösen Blickes weist er uns darauf hin, dass wir ein Stoppschild missachtet haben, das eindeutig aussagt, dass wir unsere Drahtesel über den 100 Meter langen Grenzstreifen hätten schieben müssen! Er befiehlt uns umzukehren, um die Schiebe-Kür richtig durchzuführen. Wir können uns ein Lachen nicht verkneifen. Wo ist sie, die versteckte Kamera? Als seine Reaktion ausbleibt, tun wir wie uns geheißen. Seinen schneidenden Blick spüren wir noch lange in unseren Rücken.

Wie bereits erwartet, stehen wir nach wenigen Metern vor einem imposanten, architektonisch modernen Gebäudekomplex, der die chinesische Grenze darstellt. Im sterilen Innenleben finden wir einen einsamen Grenzbeamten vor, der kein Wort Englisch spricht. Aber es geht auch ohne Worte. Nach dem wir formell eingereist und registriert sind, dürfen wir zwischen vier Knöpfen wählen, um seine Arbeit zu beurteilen. Die Palette reicht von totally zufrieden, bis gar nicht satisfied und wir fragten uns später, was uns wohl zugestoßen wäre, wenn wir letzteren gedrückt hätten?!
Gleich nach der Grenze bekommt die Szenerie ein neues Gesicht. Vor uns erstreckt sich ein nagelneuer, zweispuriger Highway, mit kilometerlangen Brücken, gut beleuchteten Tunneln und großen Schildern auf denen es heißt: Fahrräder verboten! Etwas abseits vom Geschwindigkeitsrausch entdecken wir die alte Straße Nummer 213, die fast verkehrsfrei durch kleine Dörfer und entlang von Bananenfeldern führt. Mit einsetzendem Regen erreichen wir Mengla und checken mit viel Deutungs-Kunst in das erste auffindbare Hotel im Ort ein. Bereits hier steht fest, dass wir ein chinesisches Wörterbuch benötigen, denn Englisch versteht hier keiner.

Der erste Morgen in China begrüßt uns mit starkem Regen und so machen wir uns auf die Suche nach dem Busbahnhof. Jeder der Befragten gibt uns eindeutige Handzeichen und so werden wir von dem Einen 2 km in die eine Richtung geschickt, bevor ein Anderer genau in die entgegengesetzte deutet. Als uns das Spiel zu nass wird, zeigen wir einem Busfahrer, der gerade seinen Bus betankt, wohin wir wollen. Dieser grinst, öffnet die Heckklappe und verlädt unser Räder ins Businnere. Natürlich verstehen wir kein Wort von dem, was er uns sagen will und so warten wir geduldig ab. Unsere Fahrt geht zuerst zum Busbahnhof, wo uns der freundliche Busbegleiter Fahrkarten organisiert, die Räder werden kostenlos mitgenommen. Nach einer Stunde des Wartens, fahren wir dann tatsächlich los und erreichen Jinghong im Trockenen.
In Jinghong laufen uns zwei bekannte Weiß-Gesichter über den Weg. Laura, die originale Luxemburgerin (durch deren Abwesenheit Luxemburg max. noch 499 000 Einwohner zählt) mit ihrem Freund Martin. Mit beiden haben wir unsere letzten Tage in Laos verbracht.
Nach zwei Tagen Eingewöhnung in der Tourismusstadt, dem obligatorischen Fahrradladenbesuch und dem Kauf eines „Phrase-Books“ (Wörterbuches), machen wir uns ohne Straßenkarte auf den Weg ins Hinterland von der Provinz Yunnan. Unser grobes Ziel sind die Reisterrassen von Yuangyang. Es wird eine abenteuerliche Etappe, auf die wir uns begeben, denn kein einziges Schild gibt uns brauchbare Auskünfte, nicht einmal Ortsschilder sind auf Latein geschrieben. Morgens beim Losfahren wissen wir nur, in welcher Entfernung wahrscheinlich eine größere Ansiedlung mit Schlafmöglichkeiten kommt. Aber wir haben Glück und wir finden immer ein Bett. Die Hotels reichen von stark verfallenen, kommunistischen Bruchbuden bis hin zu nagelneuen Tempeln, deren Zimmer sogar mit Computern und Animations-Utensilien ausgestattet sind. Neben dem obligatorisch gestellten Tee und diversen Hygieneartikeln wie Zahnbürste und Duschbad, stellt ein Hotel sogar ein vielseitiges Sortiment an Sexual- Accessoires für jeden! Notfall bereit. Alle Hotels haben gemeinsam, dass es bis spät in die Nacht laut und unter viel Alkohol zugeht. Des Öfteren werden wir durch chinesische Eindringliche geweckt, die irrtümlich versuchen in unser Zimmer zu stürmen. Dank der Vorhängekette werden diese Pläne vereitelt.

Unser Weg führt uns durch eine sehr ländliche, touristisch unerschlossene Gegend. In den kleinen Dörfer sehen wir bunt gekleidete Frauen, die mit Körben auf dem Rücken Tee pflücken und Bauern, die ihre Wasserbüffel auf die Felder treiben.
Stärker als je zuvor spüren wir, wie überrascht die Eingeborenen von dem Anblick zweier „Langnasen“ sind. Oft hören wir das grüßende „Hello“ lange nachdem wir die Leute passiert haben. Ein Zeichen dafür, dass sie erst viel später aus ihrer Erstarrung, die wir ausgelöst haben, erwacht sind. Offene staunende Münder, in denen sich beachtliche Gold- und Silberschätze befinden, sehen wir am Wegesrand.
Am Schlimmsten trifft es aber einen jungen Wasserbüffel, der bei Martins Anblick nicht weiß, was er machen soll und vor Schreck umfällt, sich blitzschnell wieder aufrappelt und panisch zum Muttertier flüchtet.

Obwohl wir kein einziges Wort verstehen, brabbeln sie munter auf uns los. Vielleicht lässt sie unser chinesischer Gruß, „Ni Hau“ vermuten, dass wir ihre Sprache beherrschen. Nach der Devise; “Lächeln und Winken“ versuchen wir, die Situation best-höflichst zu meistern.

Ein Gefühl der Isolation macht sich breit, als sämtliche Kommunikationsversuche mit der Außenwelt scheitern. Für das öffentliche Internetcafé fehlt uns die staatliche ID Karte und mit der teuer erstandenen Telefonkarte können wir nicht ins Ausland telefonieren. In Städten finden wir schließlich doch eine Möglichkeit, das WWW zu benutzen, wenn auch eingeschränkt, denn Plattformen wie z.B. Facebook sind gesperrt.

Unser Vorankommen ist ein schweißtreibendes Unterfangen. Das Streckenprofil gleicht einer Krone. Kaum haben wir einen 2000 m hohen Gipfel erklommen, stürzt sich die Straße in ein tiefes Tal um sich danach erneut in großen Serpentinen wieder hinauf zu schlängeln. Aber jede Schweißperle ist ihre Mühe wert, denn es bieten sich gigantische Aussichten über noch höhere Gipfel und Hänge mit Reisterrassen. 
Nach 11 000 chinesischen Höhenmetern und dem ersten Paar abgenutzten Bremsbacken, erreichen wir die Reisterrassen von Yuanyang und sehen nach 10 Tagen den ersten westlichen Touristen.
Die mit Wasser gefüllten Terrassen zeigen sich uns in ihrer ganzen Pracht. Sowohl in der Abendsonne, als auch ganz kurz am nächsten Morgen. Aber schon kurz danach umschließt uns ein dichter Nebel, der uns weitere zwei Tage in seinen Fängen hält. Wir freuen uns über die Belohnung, die golden leuchtenden Terrassen gesehen zu haben. Andere haben fünf Tage im feuchten Dunst verbracht, ohne sie einmal zu Gesicht bekommen zu haben. 

Anzahl der Besucher: