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Südamerika 2007/08

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Tagebuch der Asienreise von Anne und Martin
Kunming- Lijiang-Shangrila

Ohhh ja, es gibt sie auch bei uns, die Tage, an denen nicht alles so glatt läuft, wie wir es uns vorstellen. Wenn der Regen nicht aufhören will, uns ins Gesicht zu peitschen, wenn kein Bus uns Asyl gewähren möchte und wenn uns die tonnenschweren Trucks mit Schlamm vollspritzen, uns die Gehörgänge mit lästigem Gehupe frei pusten und wir zu guter Letzt eine schwarze Rußschicht verpasst bekommen. Dann stellt China eine ganz besondere Herausforderung für uns dar! Aber schon am nächsten Tag, im nächsten Tal und mit dem nächsten Lächeln einer bunt gekleideten Chinesin ist alles vergessen und verziehen. Dann macht es Spaß, das China.

Je weiter wir uns Kunming, der Stadt des ewigen Frühlings nähern, desto milder werden die Temperaturen. Der Nebel verzieht sich, die Regenphasen werden seltener und schon bald müssen wir wieder Sonnenschutz auftragen, denn wir radeln im schönsten Sonnenschein. Die hügelige Landschaft aus Mischwäldern, Teeplantagen und Reisterrassen weicht einer farbenfrohen fruchtbaren Hochebene auf deren Feldern jede Menge Grünzeugs, Kohl, Weizen und Kartoffeln angebaut werden. Dabei wird jeder Quadratmeter genutzt. Wir sehen, wie emsig die Bauern mit bloßen Händen die Felder bewirtschaften und mit Ochsen-Gespannen ihre Ernte einfahren. Oft widmen sie uns einen kurzen Augenblick, um uns zu winken, bevor sie sich wieder ihrer schweißtreibenden Arbeit zuwenden. Statt der bunt gekleideten Hani begegnen wir moslemischen Chinesen mit Kopftüchern und entdecken Zwiebeltürme von Moscheen aus dem Stadtbild ragen.


In Kunming gönnen wir uns eine dreitägige Ruhepause und genießen das Überangebot an Konsum und Wohlstand.

Unverhofft stoßen wir in unserem Hostel auf eine altbekannte Kokusnuss: Mr. Odo. Wo er ist, kann auch sein belgischer Begleiter Jonatan nicht weit sein. Unser Wiedersehen feiern wir mit belgischem Duval Bier und beschließen dabei, gemeinsam in bereits erlebter 3ér Radlergruppe weiterzufahren.

Schon am nächsten Morgen quälen wir uns durch den endlos langen Industriegürtel von Kunming´s Norden, der erst nach 70 Kilometern enden will. Wir fahren an einem LKW Stau vorbei und uns wird mal wieder der Unterschied zwischen dem deutschen und dem chinesischen Umweltbewusstsein verdeutlicht, als wir den Müll zu allen Fensterseiten heraus fliegen sehen.

Am Ende dieses staubigen Tages haben wir zum ersten Mal Probleme bei der Herbergssuche und werden von jedem Hotel abgelehnt. „Nicht haben“, ist die einzige Begründung die wir erhalten. „Nein“ oder „Ja“ gibt es im Manderin (der chinesischen Sprache) nicht. Man will sich die Bürokratie ersparen und lehnt deshalb Touristen ab, erfahren wir später von einem Chinesen. Aber wir bleiben hartnäckig und bekommen nach langer Suche ein Zimmer für den gewohnten Preis von 2-3 Euro pro Nase.


Mit zunehmenden Höhenmetern fahren wir auf immer einsameren Straßen und durchqueren Bilderbuch-Dörfer, die ihren alten chinesischen Charakter bewahren konnten.

Zu einem solchen Dorf gehörte einst auch Dali am Erhai-See, dass inzwischen zu einer Touristenstadt mutiert ist. Wie in so vielen chinesischen Städten trügt das Bild der Altstadt. Alt ist hierbei nur ein Synonym für das Touristenzentrum. Die meisten Städte wurden von den Bauherren komplett platt gemacht und im alten einheitlichen Vorzeige-Stil wieder aufgebaut. Zugegebenermaßen sieht alles sehr schön und täuschend echt aus. Im Gegensatz zu anderen städtebaulichen Sünden lässt es sich hier gut aushalten und zieht viele Besucher an.


Gerade rechtzeitig erreichen wir Dali und können das größte Spektakel der Stadt, den Minderheiten-Markt, besuchen. Eingelegte Krokodilhoden, geschmorte Affenschädel und gefärbte Küken werden zum Kauf feil geboten. Die Verkäufer, armlose Künstler die mit dem Mund malen und zahnlose Alte, formen das Marktbild und machen den Besuch zu einem Erlebnis, auch wenn wir ihn mit leeren Händen verlassen.


Auf Gleichgesinnte treffen wir in Dali´s Innenstadt und werden von der dreiköpfigen malaysisch -chinesische Radlergruppe zum Abendessen einladen. Eine gute Gelegenheit, um das auszuprobieren, was uns unser chinesischer Schmalspur- Knigge gelernt hat: Nicht gleich bei ersten Mal annehmen, sondern erst nach drei Mal fragen. Es funktioniert und wir verbringen einen interessanten internationalen Abend!


In wahre Schlamm-Monster verwandeln wir uns an den zwei Regentagen auf dem Weg in die Unesco-Weltkulturerbe-Stadt Lijiang. LKW´s und nicht vorhandene Schutzbleche tragen dazu bei, dass wir die Tarnfarbe der Umwelt annehmen und somit aussehen, wie die letzten Schweine (schmutzig waren wir übrigens auch). Grau in Grau erreichen wir Lijiang und müssen uns erst einmal säubern, bevor man uns Asyl gewehrt.


In Lijang befinden wir uns nach sieben Monaten wieder an den Ausläufern des Himalayas. Diesmal auf der süd-östlichen Seite. Wir sind wieder umgeben von schneebedeckten Bergspitzen, die Gesichtszüge der Menschen kommen uns bekannt vor und bald entdecken wir die ersten Yaks. Die Umgebung wird noch höher und noch einsamer und wir sind umzingelt von einem atemberaubendem Panorama.


Auf der Fahrt zur Tigersprung-Schlucht stellt sich uns unerwartet das tiefe Tal des Yangtse´s in den Weg. Uns bleibt keine andere Wahl und so balancieren wir uns und die voll bepackten Räder einen schmalen Pfad hinunter zu einem Bretterhaufen, den sie als Fähre bezeichnen. Auf der gegenüberliegenden Seite angekommen, stellen wir fest, dass das der einfachere Teil war. Wir entfernen unser Gepäck von den Rädern und wuchten unsere Fracht einzeln den Pfad hinauf. Die Flussüberquerung dauert 3 Stunden und als wir nach 12 km im Gasthaus der Tigersprung-Schlucht ankommen, sind wir fix und fertig.


Auf der schönsten Etappe seit Radl Beginn, nach Shangrila, bezwingen wir einen Bergpass nach dem anderen und legen eine Rekordanzahl an Höhenmetern zurück. Das erste Mal radeln wir auf 3800 Metern, da fällt das Atmen deutlich schwerer. Hier oben zeigt sich Yunnan´s Frühling in seiner vollen Blühte und in den schönsten Farben. Der Preis der Idylle wird uns zum Nachteil und wir finden nicht einmal eine Kneipe für die Mittagsrast. Dank Jonatan´s Campingequipment können wir uns ein paar Nudeln zubereiten und erreichen nach 110 km und 2000 Höhenmetern erschöpft unser Endziel, Shangrila.
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