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Südamerika 2007/08

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Tagebuch der Asienreise von Anne und Martin
Annapurna Circuit
Es ist Freitag Morgen, sieben Uhr, am 08.10.2010. Wir sitzen in einem bis zum letzten Platz gefüllten klapprigen Bus auf dem quirligen Busbahnhof von Kathmandu und können es kaum erwarten hier weg zu kommen. Unser Ziel ist das Städtchen Besi Sahar, der Ausgangspunkt unserer Annapurnawanderung.

Die drei vergangenen Tage in Kathmandu waren zu viel für unsere Singapur-verwöhnten Gemüter und wir wollen dem lauten Wett-Hupen, dem Staub und den Massen schleunigst entkommen.

Gerüstet mit zwei erjagten Nationalpark- und Wandergenehmigungen, einem neuen Markenschlafsack „nachgemacht in Nepal“, einer übergroßen Süßigkeitenration und dem einzig auffindbaren Käse von Woehrle (Salzburgerland) kriechen wir langsam unserem Ziel entgegen. Sehr, sehr langsam. Denn aus der angekündigten sechsstündigen Busfahrt werden zwölf. Am Ende steigen sogar noch zwei Ziegen samt stolzer Besitzer zu. Nach Mitleid suchend erzählen wir anderen Wanderern von der Tortur und erfahren, dass sie sogar 18 Stunden Anreisezeit hatten. So gesehen hatten wir den Expressbus erwischt.    

Unsere bevorstehendes Wandererlebnis wird uns mit einer Länge von ca. 240km bis auf 5400hm über den Himalaya führen, entlang der  Annapurna Gebirkskette, die wir umrunden werden.

Der erste Wandertag begrüßt uns mit Regen, der Gott sei dank bald nachlässt und einer unbekannten Schwüle weicht. Die Wasserflaschen bis zum Rand gefüllt, satteln wir unsere schweren Rucksäcke und beginnen schwitzend einen der beliebtesten Treks in Nepal auf 820m Höhe. Am Ortsende von Besi Sahar müssen wir das erste Mal unsere Wandererlaubnis vorzeigen und sind somit offiziell auf dem Annapurna Circuit registriert. Bei der Frage nach unserem Guide oder Porter zeige ich auf Martin, mit seinem GPS-Gerät. Wir haben uns gegen den Trend entschieden und wollen unabhängig sein.

Bereits nach wenigen Minuten passieren wir die Stadtgrenze und tauchen ein in die satte grüne Natur. Wir passieren ursprüngliche Bauerndörfer und fühlen uns ins Mittelalter zurückversetzt. Die Menschen leben in einfachsten Lehmhütten. Es gibt einen einzigen Raum in dem gekocht, geschlafen und gelebt wird. Gewaschen und „geduscht“ wird in einem der Wasserläufe entlang der Dörfer. Überall erhaschen wir ein freundliches Namaste (Guten Tag), mit dem den ganzen Tag über gegrüßt wird.

Am späten Nachmittag erreichen wir den Ort Bahundanda, der sich auf einer Anhöhe mit grandiosem Ausblick befindet und beziehen ein schlichtes Zweibettzimmer mit gemütlichen Holzpritschen. Der Zimmerpreis dafür beträgt einen Euro, mit der Bedingung, dass wir in der Herberge essen. Ha! Erstens sind wir viel zu müde um uns auch nur einen Meter weiterzubewegen und zweitens ist die „Restaurant-Auswahl“ in der Nachbarschaft beschränkt.    
Um 18Uhr ist es stock-dunkel und zapfig kalt. Um 19Uhr sind die Meisten im Bett. Wir bestellen wie befohlen unser Frühstück für den kommenden Morgen und verschwinden zufrieden knülle in unseren Schlafsäcken.

In diesem Rhythmus verlaufen auch unsere folgenden Etappen. Bereits zwischen sechs und sieben Uhr stecken wir morgens in unseren Wanderschuhen und erklimmen weitere Höhenmeter. Obwohl wir uns in der Hochsaison befinden, treffen wir nur ab und zu auf andere Wanderer, mit und ohne   Guides und tauschen flüchtige Höflichkeiten aus. Gelegentlich überholen uns voll bepackte Sherpa´s (Träger), die ihre enorme Last an einer Schlinge befestigt am Kopf tragen. Der Job der Sherpa´s ist einer der härtesten und der wichtigsten. Egal ob Touristengepäck, Lebensmittel oder Ausstattung, alles muss zu Fuß auf den Rücken der kleinen Nepalesen transportiert werden. Eine Straße gibt es nämlich nicht. Esel können aus uns unbekannten Gründen nicht alles transportieren.

Mit zunehmenden Höhenmetern, fallen die Temperaturen und steigen die Preise. Wir wandern mittlerweile zu fünft und sind eine dynamische, bunt gemischte Truppe von Deutschen. Wir haben uns mit dem Pärchen aus Heilbronn, Manuel und Jessica und deren Mitreisenden Sarah aus Würzburg zusammengeschlossen. Der Trek ist somit noch abwechslungsreicher und wir haben viel zu lachen.

Die Umgebung ändert sich zügig. Mal fühlt man sich im Hochsommer, mal im Frühling und dann im Winter mit Schnee. Die Landschaft ändert sich ebenfalls. Unten ist es noch schön grün, dann kommt man durch bunte Wälder über Strauchebenen in die karge, felsige Hochlandschaft.

Im 3800m hoch gelegenen Manang ballen sich die Akklimatisierenden, genauso wie diejenigen, die sich für Zusatzwanderungen motivieren oder einfach nur ausruhen müssen. Die Gästehäuser dürfen die Schlafsuchenden nicht wegschicken und so kommt es vor, dass bei Zimmermangel im Aufenthaltsraum auf dem Boden übernachtet werden muss. Wir bleiben durch Glück davon verschont und schaffen es zwischen den großen Wellen zu wandern.
Manang bietet eine gute Gelegenheit, fachkundige Ärzte (sogar europäische) zu konsultieren. Patienten gibt es aufrund der Höhe und dem „bactierial Interchange“ genügend. In den Gästehäusern wird benutztes Geschirr auf einen Haufen zusammen geschmissen, mit kaltem Wasser übergossen und am Morgen bekommt man mit seinem Frühstück ein Best of aller gesammelten  Keime.

Wir entscheiden uns für einen zweitägigen Akklimatisationsabstecher zum Tilichio See auf 4990 hm und trennen uns von unseren drei Mitwanderern. Der Pfad dorthin hat es in sich. Uns schlägt das Herz bis zum Hals auf den schmalen unbefestigten Wegen über abschüssige Geröllfelder. Einheimische überholen uns lachend mit ihren Pferden oder sind schwer bepackt mit allen Möglichen (Tischen, Holzbalken, Essen, usw). Einer joggt an uns vorbei während wir ängstlich einen Schritt vor den anderen setzen. Weder der Reiseführer, noch die Alpen haben uns auf solche waghalsigen Wege vorbereiten können.  
Nach einem straffen Marsch erreichen wir das simple Tilicho Lake Basecamp. Bei der Frage nach der Toilette werden wir belächelt und der Chef deutet 360Grad um sich. Alles wäre hier Toilette.

Nach dieser zweitägigen Fleißaufgabe schwenken wir wieder auf den Annapurna Circuit Weg und treffen durch Zufall Sarah wieder. Zu dritt erstürmen wir den Thorung Pass. Wir genießen den ruhigen Aufstieg und den Pass für uns. Bald setzen Kopfschmerzen ein und drängen uns die 5400 Höhenmeter schnell wieder zu verlassen.

Mit dem überwundenen Pass fällt auch der Druck. Wir sind froh, die Hürde, die alle Wanderer vor sich her geschoben haben relativ leicht bewältigt zu haben. Der Abstieg in das um 1800 hm tiefer gelegene Muktinath hinterlässt in den darauffolgenden Tagen intensive Spuren, vor allem in unseren Waden.

Von Muktinath aus finden wir in Martin´s GPS, dass uns bereits wertvolle Dienste geleistet hat, eine Route abseits der vielbefahrenen, sehr staubigen, neu errichteten Jeepstrecke, wegen der bereits viele Wanderer die Freunde verloren und den Circuit frühzeitig beendet haben.  
An unserem nächsten Ziel, dem mittelalterlichen Kagbeni angekommen, erfahren wir durch ein Warnschild und einen böse schauenden Polizisten, weshalb wir die einzigen auf dem Weg waren. Das Schild weist darauf hin, dass wir uns unberechtigt im Gebiet „Mustang“ aufgehalten haben, wofür man eine kostenintensive Extragenehmigung benötigt. Den bösen Blick des Polizisten erwidern wir mit einem verlegenen Grinsen und machen uns schnell aus dem Staub.

In Kagbeni dreht sich viel ums Yak. Es gibt einen Yak Donalds und sie hängen das Yakfleisch nicht wie bisher nur in Streifen an Wäscheleinen, neben unseren Socken zum Trocknen auf, sondern verkaufen auch leckeren Käse der weiblichen Tiere (Nak). Wir lassen uns eine Käsejause in einer der vielen „German Bakeries“ schmecken.

Wir erreichen am nächsten Tag Jomson durch ein windiges, Jeep befahrenes Tal. Es ist der erste Ort mit Anbindung an die Zivilisation. Es starten Propellermaschinen zurück nach Kathmandu, es fahren Busse und es gibt Low-Speed Internet und die erste Bank mit Geldautomaten. Hier endet für viele der erste Teil des  Annapurna Circuits mit der Begründung, dass die neu erbaute Straße jeden Reiz des Weiterwanderns genommen hat.

Wir hoffen,dass der Touristrom abnimmt und wandern stolz weiter. Auf den folgenden Kilometern nach Marpha verstehen wir, weshalb man diese Etappe am Besten vor 12Uhr laufen sollte. Ab Mittag gibt es für uns ein unfreiwilliges Peeling aus Sand und der Wind bläst uns mit hoher Geschwindigkeit entgegen. Wir gewinnen das Rennen sowohl gegen den Wind, als auch gegen die herannahenden schwarzen Wolken.

Die letzte Etappe hat uns nicht so gut gefallen, daher entscheiden wir uns für eine Busstrecke bis Tatopani. Da dieser Ort in einem anderen Verwaltungsbezirk liegt, kommen wir nur bis Ghasa.  Dort schmeißen sie uns und weitere Touristen aus 8 Bussen heraus und es kommt nur einer zur Weiterfahrt. Wir nehmen nicht an dem Spiel „Reise nach Jerusalem“ um Sitzplätze teil und laufen zu Fuß weiter. Das ist nicht nur ein sehr viel schönerer Weg abseits der Busstrecke, sondern auch viel sicherer. In der Schlucht liegt ein kürzlich abgestürzter Jeep. Kein Wunder bei den engen Straßen. Wir kommen an schönen, kleinen Dörfern vorbei, in denen es, seit die Meisten Bus fahren  einsamer zugeht. Es gibt ein einfaches Mittagessen auf einer schönen Wiese mit einem Wasserbüffelstierkampf direkt neben unserem Tisch, zur Unterhaltung.

Tatopani ist ein Ort zum Relaxen. Übersetzt heisst der Ort heiße Quellen und die nutzen wir aus, um den eingebrannten Dreck von über zwei Wochen aufzuweichen und loszuwerden. Im 50 Grad heißen Wasser lassen wir es uns gut gehen.
Wir entscheiden uns für den ersten Ruhetag. Es gibt guten Kaffee mit leckeren Apfelkuchen und frischem Orangensaft direkt vom Baum unter dem man ihn genießen kann. Ein kleiner dünner Nepalese balanciert auf den sehr dünnen Ästen und wir wetten was zuerst fällt. Der Nepalese oder die Orangen.

Steil über unzählige Stufen geht es am folgenden Tag wieder 1750 m bergauf nach Ghorepani. Diesen Endspurt finden wir am vorletzten Tag mehr als gemein. Auf dem Aussichtsberg Ponhill,  weitere 400hm oben sehen wir zum ersten Mal zusammenhängend das Bergpanorama der schneebedeckten hohen Gipfel.

Unser Abstieg ins Tal gleicht einer Pilgerwanderung gegen den Strom. Schnaufend, mit hoch roten Köpfen, weißen Handschuhen und dazu passenden Sonnenschirmen passieren uns Massen von Japanern.

In Pokhara, der dritt größten Stadt Nepals re-zivilisieren wir uns und lassen uns zur Belohnung von blinden Masseuren die Muskeln lockern.

Nach 21 Tagen erreichen wir wieder Kathmandu. Das Hupen, der Staub und die Rücksichtslosigkeit der Motorisierten nehmen wir gelassener hin. Für die Rückfahrt in die Hauptstadt benötigen wir diesmal nur 9 Stunden. Aber nur, weil wir 10km vor dem Ziel aus dem im Dauerstau feststeckendem Bus zu Fuß geflohen sind.
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