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Tagebuch der Asienreise von Anne und Martin
Luang Prabang-Nong Khiaw-Luang Namtha
Die Strecke von Vang Vieng nach Luang Prabang ist in aller Radlermunde bekannt. Nicht nur wegen der tollen Ausblicke, sondern auch für seine schweißtreibenden Anstiege. Wir planen für die Etappe drei Tage ein und haben am ersten Tag nur ein Ziel vor Augen. Die heißen Quellen in der Nähe von Kasi. Die erste “Badewanne“ seit Monaten. Schon am frühen Nachmittag erreichen wir diese und strahlen noch mehr, als wir die kleinen gemütlichen Bungalows nebenan erblicken. Doch bevor sich unsere strapazierten Gliedmaßen im warmen Quellwasser erholen können, bekommen unsere Räder von Martin ihren ersten Rund-Um-Service, werden geölt was das Zeug hält und auf Hochglanz poliert. Diesen Wartungsvertrag haben wir beim Rad Kauf stillschweigend miteinander vereinbart. Ich habe vereinbart, Martin schwieg.
In einer Gruppe aus fünf gut gelaunten, porentief gereinigten Radlern (Belgier John und die Langzeitradler Matthias und Veronika) bezwingen wir am nächsten Tag den ersten großen Pass. 30 Km bergauf in dreieinhalb Stunden, na Servus, bereits zum Mittag brennen unsere Wade(l)n. Erst nach Sonnenuntergang und 85 km mit 1800 Hm erreichen wir an diesem Abend den einzigen Ort mit Gästehäusern. Eines ist schäbiger als das andere. Aber wir haben keine andere Wahl und suchen uns das geringste Übel aus, was uns nach einem Schlummerbier auch nichts mehr ausmacht. Der dritte Tag beginnt mit einer einstündigen 25 km langen Abfahrt und einem überwältigenden Ausblick auf das hügelige grüne Umland. Nach einer weiteren anstrengenden Tagesreise rollen wir in die ehemalige Hauptstadt von Laos, in Luang Prabang, ein. Das Unesco Weltkulturerbe-Städtchen liegt malerisch eingebettet wie eine Halbinsel zwischen den Flüssen Mekong und Nam Khan. Ein goldener Tempel, große französische Villen, ein Nachtmarkt, gemütliche Restaurants, eine große Auswahl an Freizeitaktivitäten und das Warten auf unser China-Visum sorgen dafür, dass wir eine ganze Woche bleiben. Eines nachmittags wird unser Schwitzen bei 40 Grad durch ein paar Regentropfen unterbrochen. Zuerst freuen wir uns über die erfrischende Kühle und das beruhigende prasselnde Geräusch auf dem Wellblechdach. Einen richtigen lang anhaltenden Regen hatten wir zuletzt vor sechs Monaten in unserem Flitterurlaub mit Doro und Daniel auf Bali. Aus dem kurzem Schauer wird ein viertägiger starker “Schnürl-Regen“. Frierend wühlen wir nach unseren warmen Socken, Pullovern und langen Hosen, die wir größtenteils ausgemustert haben. Die Nächte werden noch ungemütlicher, denn die Bettdecken bestehen aus einfachen Laken. Mit der bitteren Nachricht, dass es in Österreich derzeit wärmer ist als bei uns, flüchten wir ins Dampfbad der Rot-Kreuz-Sauna. Dort drängen wir uns wie Ölsardinen in eine dunkle enge Kammer mit acht weiteren Homosapiens, deren Anwesenheit wir zwar hören, aber vor lauter Dampf nicht sehen können und beginnen mit dem Auftauprozess. Mit dem Ende des Regens erhalten wir die erhofften 60 Tage China Visa (30 sind laut Agentur nur möglich) und nehmen ein Boot, dass uns auf den Flüssen Mekong und danach Nam Ou von Luang Prabang ins nördlich gelegene Dorf Nong Khiaw schippert. Die Bootstour ist ein wahres Erlebnis, nicht nur wegen der schönen vorbeiziehenden Landschaft und der brettharten Holzstühlchen. Der Kahn leckt auch noch an mehreren Stellen und wir müssen einige Male anhalten, um die undichten Stellen zu reparieren. „Wer rastet, der rostet ...“ nach so langer Pause nehmen wir unsere leicht eingerosteten Räder wieder in Betrieb und setzen unseren Weg noch etwas klamm in Richtung der chinesischen Grenze fort. Wieder fahren wir durch wenig frequentierte, wunderschöne grüne Landschaft und durchqueren einsame Dörfer mit herzlich lächelnden, winkenden Laoten. Wenn die Sonne am höchsten steht und der Mittagshunger sich meldet, schwindet unser Interesse an der Dorfidylle jedoch und wir hoffen auf eine größere Siedlung, um dem örtlichen Suppenkasper zu entkommen. Denn Nudelsuppe und sticky rice (Klebereis) sind oft die einzige Mahlzeit, die es im Dorf gibt. Da verwundert es uns nicht, dass das Angebot mancher Straßenhändler alles beinhaltet, was kreucht und fleucht und sich nicht rechtzeitig in Sicherheit gebracht hat. Fledermäuse, Bisamratten, Meerschweinchen, Vögel, Otter, usw... alles wird von den Laoten aufgespießt, gegrillt und zum Verzehr feilgeboten. Es hat sich also als sehr nützlich erwiesen, dass einer von uns bei der Essenszubereitung in der offenen Küche Wache steht und somit vermeidet, dass einer der oben genannten Erdbewohner in unserer Suppe landet. Auch nachdem sich unsere Wege von John, Matthias und Veronika getrennt haben, vergeht kein Tag, an dem wir keine anderen Radfahrer treffen. Kommen sie uns entgegen, wird auch in der größten Mittagshitze gestoppt und ein Schwätzchen gehalten. Sind sie in die gleiche Richtung unterwegs, fahren wir gemeinsam. Somit wird es nie langweilig und es findet ein reger Austausch über gute Unterkünfte und Streckenverhältnisse statt. Auf unseren letzten 200 Kilometern in Laos können wir jede Phase des Straßenbaus hautnah miterleben. Die chinesischen Nachbarn sind fleißig dabei die Infrastruktur zu erweitern. Erst schlucken wir Staub und inhalieren den Dreck, danach hoppeln wir über eine Kiesbettpiste und bevor wir das Endprodukt testen dürfen, gibt es eine starke Brise Teergeruch. Die letzte Provinz, die wir in Laos bereisen, heißt Luang Namtha. Sie ist bekannt für ihren Ökotourismus und den schönen Nationalpark, den wir auf einem gepäckfreien zwei Tagestrip erkunden. An unserem vorletzten Abend in Laos gibt es nochmal Action. Wir treffen uns mit allen Gäste mehrmals im Garten, da das Haus schwankt. Nein, das Beben kommt nicht von zu viel Bier Lao oder Lao Lao (dem einheimischen Reisschnaps), sondern von einem Erdbeben dessen Epizentrum ganz in der Nähe, in Myanmar liegt. Noch zweimal wiederholen wir das Spiel an diesem Abend und erleben somit bereits das vierte Erdbeben in Südostasien innerhalb kürzester Zeit. Laos hat uns durch seine Landschaft begeistert, uns gezeigt, wie spartanisch und trotzdem glücklich die Menschen leben können. Wir sind hier zu mehrfachen Millionären gemacht worden, denn 100 Euro sind 1.000.000 Kip. Morgen überqueren wir die Grenze in ein Land, dass auf das wir sehr gespannt sind. Wir hoffen, uns weiter regelmäßig melden zu können und geben uns Mühe, durch die Zensur zu kommen. |